Weltzeituhr und der Verkauf der Seelen

Früher glaubte ich, dass die Menschen im Prinzip gut seien, vernünftig, dass sie sich zivilisieren könnten oder ließen. Endgültig. Ohne Rückkehr zur Barbarei. Inzwischen kenne ich die Menschengeschichte und weiß, dass die Kriege nicht aufhören, selbst dann nicht, wenn alle wissen, dass sie aus Erschöpfung enden müssen. Dass das Böse in Kopf, Herz und Seele der Menschen zu Hause ist, die Gier nach Geld, Macht, nach Frauen, nach der größten Jacht, der größten Villa. Inzwischen wird immer deutlicher, dass es Männer aller Schichten sind, die vor keinem Verbrechen einhalten, egal und wenn die ganze Erdkugel bei all den Untaten explodiert.
Inzwischen weiß ich aber auch, dass viele Menschen, sehr viele Menschen klug sind, ihr Bestes geben, im Großen und Kleinen wunderbare Dinge tun, für andere, für die Gemeinschaft, für die Natur. Ich weiß auch, dass das Gute auf fast rätselhafte Weise sehr oft über all das angerichtete Böse gewinnt, nicht in der Siegerpose, sondern weil das Gute, Vernünftige eine Zukunft ermöglicht und nicht der Faschismus, die bösartige Barbarei, der Egoismus, die grenzenlose Dummheit und Gier. Das ist tröstlich und jedes Mal an diesem Punkt fällt mir wieder die Weltzeituhr im Dom zu Münster ein, vor der ich als Studentin immer mal wieder saß und über so Vieles nachdachte, auch über die eigene Familiengeschichte, von der ich so wenig wusste. Diese Uhr mit Zeigern für die Sonne, den Mond, für Merkur, Venus und Jupiter, diese Uhr aus dem 16. Jahrhundert hatte für mich immer etwas Beruhigendes. Diese Uhr zeigte auch verlässlich das Unbeständige und Wechselnde an.
Kriminalromane schreibe ich, weil dieses Schreiben dazu führt, dass Ordnung entsteht, ein Versuch, dem Guten auf die Sprünge zu helfen, einen Weg zum Guten zu finden. Das Böse geschieht unablässig, das muss ich nicht erfinden, aber die Menschen, die die Untaten aufdecken, öffentlich machen, vor ein Gericht bringen, nicht aufgeben, die erfinde ich, zu meiner und zur allgemeinen Beruhigung, denn ohne sie, die ja zum Glück mitten unter uns leben, könnten wir nicht überleben.
Seit Jahren schreibe ich über Kommissar Simonsberg, einer die kleinsten Dinge sieht und spürt und dem Bösen nicht ausweicht, sich ihm stellt, den Kampf gewinnen will, auch wenn er weiß, dass die Welt, die Menschen vom Bösen umgetrieben werden.
Dieses Jahr erschien die längere Geschichte ‚Das Geheimnis der Weihnachtskugeln‘:

„An manchen Tagen begriff Kommissar Simonsberg nicht, was mit den Menschen los war. Warum hatten sie keine Sehnsucht nach Frieden, warum ging es fast immer um noch mehr Macht, noch mehr Geld, noch mehr Besitz. Und es fanden sich immer genug Wasserträger, so nannte der Kommissar all die Männer, Frauen und auch Kinder, die aus Not, aus Gier alle Befehle befolgten, Menschen töteten, Drogen herstellten, verteilten, logen und betrogen. Eine endlose Kette an Wasserträgern, beginnend oben bei den reichen Anzugträgern bis hinunter in die Slums oder eben auf den Hamburger Weihnachtsmarkt. An Finns Fischstand. Wenn wirklich ein hoher Polizeibeamter mit zu den Verbrechern gehörte, mordete, dann wurde es sehr schwierig.
An einem Stand mit Weihnachtskugeln blieb Simonsberg noch kurz stehen. Wie bunt und prächtig die Kugeln inzwischen waren, groß, glänzend, verziert, bemalt. Keine Geschmacklosigkeit war ausgelassen, aber es gab auch sehr schöne Kugeln. Simonsberg wollte einen Weihnachtbaum aufstellen und schmücken, vielleicht kam ja Constanze, wenn sie nicht Dienst hatte oder er irgendwohin musste. Versprochen hatten sie es einander. Dieses Weihnachten feiern wir zusammen. Ein paar neue Kugeln würde Simonsberg auf dem Weihnachtsmarkt in Münster kaufen. Und eine Bratwurst essen und Zuckerwatte und in den Dom gehen, sich vor die Weltzeituhr setzen und hoffentlich zur Ruhe kommen.“

Es müssen nicht immer Kommissarinnen und Polizisten sein, die versuchen die Zivilisation aufrecht zu erhalten, jede und jeder kann immer wieder das eigene Leben sortieren und einen anderen Weg gehen. In dem kriminellen Adventskalender gibt es die kurze Geschichte einer Frau, die an Weihnachten ausbricht.

2025 erschien auch der Kriminalroman: Nur die Toten ruhen.
Die Ostseeküste nach der Wende. Warnemünde und Rostock. Die neue Zeit, den Umbruch haben sich Fischer und Geschäftsleute, Polizisten und Regimeopfer nicht als einen Krieg ohne Überlebenschancen vorgestellt. Eine tote Frau auf einem alten Kahn, Schmuggel von Menschen und Waren, ein korrupter Polizist, Schutzgelder und braune Schlägerbanden.
Mittendrin die Privatdetektivin Ida Waschinsky und Röwer, ein beiseitegeschobener Kommissar, der die neuen Zeiten beobachtet, den Krieg an der Ostseeküste, und seine Pflicht tut. Den Umbruch überleben und auf die Beine kommen, das wollen alle, aber was sie erleben, ist eine Schlacht, bei der der Sieger und Verlierer nicht genau zu definieren sind. Nur die Toten haben ihre Ruhe. Und die Erzählerin betrinkt sich.

„Sie lag im Bett und las ein Buch mit dem Titel: Der Verkauf der Äpfel. Erzählt wurde eine Flucht aus dem eigenen Leben. Aufstehen, wegfahren, sich verstecken, irgendwo in den Alpen. Oder trinken. Viel trinken. Sie war nach den ersten Nachrichten über Grenzöffnungen losgefahren, bei Dassow über einen Acker. DDR Soldaten standen in einer Reihe. Sie musste ein Formular ausfüllen, der Pass wurde mehrmals abgestempelt. Sie fuhr an der Ostsee entlang. Sie fuhr zwei Monate an der Ostsee entlang und erst dann nach Ostberlin und Leipzig. Da war sie geboren und aufgewachsen.
Sie verließ das Bett und schaute über das Wasser. Dann ging sie in die Hotelküche. Es gab nur zwei Gäste, Handelsvertreter, die Köchin, die auch das Frühstück servierte, und einen älteren Mann, grau im Gesicht, er stand an der Rezeption, fegte den Hof und machte die Betten. Er war verbittert. Das Hotel war bis vor zwei Wochen eine Absteige für Parteiprominenz und ihre Liebschaften gewesen und ein Treffpunkt für Handel aller Art, Verrat und Geheimnisse. Vom Neptun wussten das alle. Aber im Arcorda ging es geheimnisvoll, schmierig zu und mit persönlichem Verrat.
 Der Verkauf der Äpfel, bei der wievielten Flucht sind wir, fragte sie die Köchin. Ich war immer hier in Warnemünde, antworte die und dachte an ihren Mann, dem war die Flucht gelungen, der war in Rotterdam von Bord seines Frachters gegangen und verschwunden, sie hatte dafür fünf Jahre in Schloss Hoheneck gesessen. Ihr Mann hatte sich auch nach der Wende nicht bei ihr gemeldet. Sie hatte beschlossen die Scheidung einzureichen.
„Warum trinkst du?“ fragte die Köchin.
  „Ich weiß es nicht“, sagte sie. „Wegen der Menschen. Sie sind unberechenbar. Wegen der Schmerzen innen drin, die will ich nicht spüren. Aber das Herz und der Bauch tun fast immer weh. Immer die Unruhe und Angst. Vor den Menschen.“
 „Je mehr du trinkst“, sagte die Köchin.
 „Warum trinkst du nicht?“ fragte sie die Köchin.
„Ich mache meine Arbeit und mich zerreißt es innen drin. Irgendwas läuft da aber anders als bei dir. Manchmal trinke ich zu viel und dann ist es gut.
„Sylvia Suhl hat ihren Hans erschossen und geschlagen. Ohne Hass, nüchtern, damit er sie spürt. Einmal spürt.“ Dann sagt sie:  Ich finde das Leben sehr anstrengend, immer ist etwas zu tun, immer etwas zu entscheiden und anderen die Ehre zu erweisen. Trinken ist wie warme Schokolade im Bauch.“
Sie packt ihren Koffer. „Kommst du wieder?“ fragt die Köchin. „Ich weiß es nicht“, sagt sie. „Wie kann denn der Mensch leben, wenn er keinen hat, ohne den er nicht leben kann.“
 „Ich weiß es nicht“, sagt die Köchin. „lass die Puppe da.“
 „Ja“, sagt sie. „Ich werde alles aufschreiben, aber weder die Berichte im Fernsehen und den Zeitungen, noch die vielen Toten werden etwas ändern. Sie werden den Polizeichef suspendieren. Aber nur, weil er so viel Geld genommen hat. Von allen. Zu viel Geld. Sie wollen ihn in der Wüste oder im Eis wissen, aber nicht im Gefängnis, kein Verfahren.“
Die Köchin geht in die Küche und brät ein Huhn und deckt oben im Zimmer den Tisch. Sie essen und trinken und schauen einander an. „Wie kann der Mensch leben…“, sagt sie.
 „Kann er nicht!“ sagt die Köchin.
Für alle und noch mehr Titel bei Bärenklau gibt es den Link. Und ich schreibe weiter, über das Böse und Gute.

 

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Kommissar Simonsberg – Wortkarger Kämpfer gegen das Böse

Die Journalistin Claudia Marcy hat sehr viele Jahre (fast) alles gelesen, was veröffentlicht wurde und weiß inzwischen manches besser denn ich. Zuletzt schrieb sie im April 2025 über das Buch 265 Tage Frieden, ein Band mit Gedichten und über Kommissar Simonsberg.

Verlassen Sie die Erde jetzt

Eden

Die kantige Erde
eine Kugel
zerdrückt zwischen Händen
Menschen fallen durch
schwarze Löcher
auf eine Wiese mit
Schlüsselblumen und
sprudelndem Bach
ertrinken auf der Flucht
hungern werden gefangen.
Fallen zurück ins Paradies
zwischen Distel und Mohn.

Diesmal ist Gott gnädig
keine Schlange keine Äpfel
keine Pforten zur Welt.
Ein Garten Eden ewig Eden
die kantige Kugel flachgeklopft.
Die Menschen kringeln sich
vor Freude in Feriengondeln
Abenteuerrutschbahnen
in Schnee und Sahne
Coffee to go.
Gott macht seinen Frieden,
nimmt die Scheibe und
wirft sie in die Unendlichkeit –

 

Zettel

Verlassen Sie das blaue Land sofort.
Vergessen Sie, was in der Küche geschah.
Folgen Sie nicht dem grünen Mops.
Kaufen Sie auf Kredit Eier
von Käfighühnern.
Beachten Sie alle EU-Normen.
Verlassen Sie Ihr Zuhause.
Steigen Sie in die Züge.
Folgen Sie den Anweisungen.
Verlassen Sie die Erde. Jetzt.
Wir wünschen eine angenehme Reise.

 

Keinmal

Es war keinmal
dass der Zug hielt
Niemand einstieg
den Ort nicht kannte
und die Ansage nicht hörte.
Der Zug fuhr an
das Ende der Welt.
Ein einziges Keinmal.
Die Reisenden
lachten in ihre Fäustchen.
Auserwählt viel bezahlt.
Champagner und Kaviar.
Keinmal hielt der Zug.
Die Nacht verhängte die Blicke.

Es war einmal
dass der Zug hielt.Angesagt und pünktlich.
Sauber und mit Restaurant.
Die Reisenden stiegen ein.
Höflich die Zugbegleiterin.
Die Türen wurden geschlossen.
Die Kelle gedreht grün und Pfiff.
Der Zug fuhr an rasend leise
querfeldein ohne Gleise
ohne Halt ohne Ziel
über die Ränder der Erde.
Einmal hielt der Zug
in der verlorenen Zukunft –die Nacht verbarg das Elend.

 

( Aus: Nachtzüge – Gedichte und gefundene Zettel/J. Monika Walther)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oberkommissar Dresemann

Wer sich durch die Amtsbezeichnungen der Polizei liest, also durch die Dienstgrade, die möglichen Laufbahnen,die sich an den Uniformen in Streifen und Sternen widerspiegeln, der kann vielleicht verstehen, wie Menschen, Männer den Ehrgeiz entwickeln, voranzukommen. Mehr Streifen, mehr Sterne, mehr Geld und vor allem mehr Macht zu erhalten. 2018 und auch schon wieder in 2019 war viel zu erleben, wie diese Macht missbraucht werden kann oder wie sie nicht im Sinne des Amtes genutzt wird. Da vergnügen sich Polizeibeamte an Filmen über den Missbrauch in Lüdge, da verschwindet Material, da muss sogar ein Kriminaldirektor des Amtes enthoben werden. Da beteiligen sich Polizisten an rechten Netzwerken. Da decken sich Kollegen gegenseitig. Alles menschlich, aber diese ansteigenden Dienstgrade haben auch etwas verführerisches in sich. Schon für einen meiner Großväter war es wichtig, wie weit er es als Quartiermeister im Deutschen Heer brachte: Feldwebel war besser bezahlt als Wachtmeister. Oberpostsekretär auf der Post in Leipzig durfte einen Amtsbereich leiten. Und später erlebte ich wie das Streben sich bei der Bundesbahn vom Inspektor hoch zu schaffen zum Amtsrat das ganze Leben bestimmte. Nahezu ausschließlich.
„Ehrsucht ist die Schwäche der Menschen, wegen der man auf sie durch ihre Meinung […] Einfluss haben kann. […] Sie ist nicht Ehrliebe, eine Hochschätzung, die der Mensch von anderen wegen seines inneren (moralischen) Wertes erwarten darf, sondern Bestreben nach Ehrenruf, wo es am Schein genug ist.“ Das dachte Immanuel Kant in der Anthropologie in pragmatischer Hinsicht.
Der Mensch ist für Kant ein Wesen, das ständig zwischen der Gesellschaft und der Ungeselligkeit schwankt. Er braucht die anderen Menschen, um seine Fähigkeiten zu entwickeln; ebenso hat er jedoch den Hang zum Eigensinn. Er will den Mitmenschen Widerstand entgegenzusetzen: einen Hang, aus dem die Trias Ehrsucht, Herrschsucht und Habsucht entsteht. Viel Stoff für das Leben und die Kriminalromane.
Der Philosoph Max Scheler (1874–1928) hat im Rahmen seiner Ressentimenttheorie den „Streber“ als den dominanten Sozialtypus der modernen Konkurrenzgesellschaft beschrieben. Angetrieben wird er von einem zum Ressentiment verfestigten Neid und einem zum Habitus gewordenen Wetteifer. Die „Sache“, um die er sich scheinbar bemüht, ist ihm im Grunde gleichgültig, letztlich geht es ihm nur um das Mehrsein und Mehrgelten.
Oberkommissar Alfons Dresemann ist weder von Schwäche und Gefühlen der Ohnmacht niedergedrückt, noch ein Streber. Er ist das, was er ist. Ein verheirateter Oberkommissar, 56 Jahre alt. Einfamilienhaus mit Garten. Einer, der gerne isst, der sich freut, wenn seine Frau für ihn kocht. Der sich über Familienfeste mit allen Kindern und Angeheirateten freut. Der sich auch freut, dass seine Frau ein Sozialkaufhaus aufgebaut hat, der für seine Kollegen und die Kommissarinnen ebenso kocht, wie für seine Frau.
Dresemann hat es in seiner Laufbahn nicht weit gebracht. Er hatte nie Lust daran, anderen zu sagen, was sie tun sollten. Bei den immer komplexer werdenden Ermittlungen fehlt ihm schnell der Überblick, aber er ist ein guter Teamplayer. Einer, der nicht nur Kaffee für alle kocht und Brötchen schmiert, sondern der bei Vernehmungen sehr gut den bad oder good Part geben kann. Vor allem aber weiß er über so gut wie alles Bescheid, was im Münsterland läuft, wer Dreck am Stecken hat, wer wann was mit wem mauschelte. Er hört zu, was geredet und erzählt wird. Manchmal sagt er einfach: So und so ist es, der und der ist der Böse. Die Behauptungen des Oberkommissars Dresemann, aber alle im Team wissen. Dresemann hat schon oft recht behalten, ganz ohne Beweise.

(JMW)

Das Ermittlerteam

Dore Vermeulen

Dore lacht gern. Sie liebt ihre Unabhängigkeit.
Dore Vermeulen wuchs in der Schaustellerwelt auf. Sie machte ihr Abitur, studierte  Psychologie. Sie interessierte sich für Kriminalpsychologie, da es aber kaum Ausbildungsplätze, dafür tausend Hindernisse gab, ging sie an die Clownsschule in Münster. Sie wird für Festivals, Kinderfeiern und Jubiläen gebucht. Kinder hat sie keine. Sie wird ein kleines Erbe von ihrer Tante bekommen, in deren Haus sie im Winter lebt.

Seit acht Jahren besitzt sie ein wunderschön bemaltes geräumiges Reisemobil, ein Zirkusmobil und ist selbstständig. Das Unterwegssein hat ihr einmal die große Liebe genommen.

Ihr Auftritt auf dem Anwesen von Jellenkamps ist ein gut bezahlter Job, also reist sie an zum großen Kindergeburtstag, der ihr Leben verändert. Sie begegnet Kriminalhauptkommissar Jacob Witowski, der sie in sein Team holt. Gegen den Willen seines Chefs.

Jacob Witowski

Der Kriminalhauptkommissar leitet in Münster die Sonderkommission Mord und Gewaltverbrechen, die im Westlichen Westfalen vor Ort eingesetzt wird. Jacob Witowski wurde Polizist, weil er sich als Junge in eine Mitschülerin, eine Türkin, verliebt hatte. Sie wurde von einer Gang zusammengeschlagen. Niemand half Dana und Jacob. Sie landeten beide im Krankenhaus und Jacob schwor sich, Jura zu studieren oder zur Polizei zu gehen. Er machte beides. Erstes Staatsexamen, dann Polizeiausbildung. Um perfekt zu sein, heiratete er eine Staatsanwältin. Seit sie geschieden sind, haben beide wieder ihren Frieden und helfen sich beruflich gegenseitig. Eine neue Liebe ist für Jacob nicht in Sicht. Er weiß inzwischen, dass er oft Frauen begehrt, die ihn nicht haben wollen. Obwohl er mit seinen ein Meter achtzig, dem Dreitagebart und den schwarzen Locken gut aussieht, aber er macht nichts her und hat gar keine Lust auf ein Leben mit Angebereien und all dem modische Gedöns. Irgendwie bleibt er immer der Bauern- und Arbeitersohn. Bei der Polizei ist er angesehen.

Jacobs Mutter ist eine geborene Otterpohl, urwestfälische Bauern. Sein Vater war als Arbeiter aus Tuchola in Polen gekommen und hatte einen kleinen Gartenbaubetrieb übernommen. Inzwischen haben acht Arbeiter ihr Auskommen. Zusammen mit dem Hofladen, mit den Erdbeeren- und Spargelfeldern, mit Obstanbau kommen Jacobs Eltern und seine jüngste Schwester, die den Hof übernehmen will, über die Runden.

Der Kriminalhauptkommissar fühlt sich da, wo er jetzt ist, wohl. Er will nicht weiter nach oben. Er will mit seinen Polizisten Gewaltverbrechen in Ruhe und gründlich aufklären, er will Verbrechen verhindern, weswegen er immer wieder in Schulen und Jugendzentren geht, an der Polizeischule unterrichtet.

Er lebt in Münster in der Klosterstraße, nahe der Synagoge und der Clemenskirche, neben einer Brasserie und dem Stadtmuseum.